The League of Nations
 

Samstag, 14. März 1901

 

Blutiges Ende der weißen Lilie

Paris(afp) Ein obskurer Zirkel von selbsternannten "Tempelrittern" hat mit Hilfe des Klerikeradels und großen Teilen der Armee die Monarchie in Frankreich gestürzt.

Korrespondenten aus Paris berichteten vergangenen Freitag von standrechtlichen Exekutionen ehrbarer Männer von hochwohlgeborenem Stand. Augenzeugen sprechen gar von "inquisitorischen" Zeremonien. Der König habe indes in weiser Vorahnung der umstürzlerischen Umtriebe bereits mehrere Tage zuvor mit seinem Hofstaat Versailles "Richtung Süden" verlassen und sei nun auf der Flucht vor den religiös verblendeten Häschern des neuen Regimes. Der französische Pöbel ließ sich bisher mitreißen von den Greueltaten der neuen Herrscher, die sich in einem Gremium konstituierten, daß sich anmaßend "Alter Rat" nennt. Den Vorsitz führt ein gewisser Geoffroy, Graf von Charnay, der sich bisher lediglich durch das Verfassen radikaler Schriften hervortat, die vor biblischer Militanz fast zu bersten drohten.
Was wird der Pariser Mob wohl sagen, wenn ihm statt der erhofften Freiheit nun die Zehn Gebote zum Gesetzbuch und Bischöfe zu Richtern bestimmt werden? (PdF)


 

Rätselhafte Epidemie löst Italienische Truppen auf

Bern(phc) Überraschend mußte der Befehlshaber der Schweizer Garde gegenüber unserem Korrespondenten zugeben, daß ein seltsamer Virus große Teile des italienischen Heeres lahmgelegt hat.

Lediglich die Flotte des Heiligen Vaters sei von der sich rasend schnell verbreitenden Krankheit verschont geblieben. Aus inoffiziellen Kreisen wurde verlautbart, daß mangelhaftes und verseuchtes Stiefelfett die ohnehin unter marginaler Versogrung leidenden italienischen Soldaten dahinraffte, sodaß nur noch die maritimen Streitkräfte des Kirchenstaates einsatzbereit seien.
Andere -jedoch weniger zuverlässige- Quellen behaupten, daß die gottesfürchtigen italienischen Kämpen ihren Hirten zu ernst genommen haben und sich dem biblischen "Du sollst nicht töten!" allzu verpflichtet fühlten. Nichtsdestotrotz bleiben die Linienschiffe Leos XIII. mächtige Waffen, die auf einen erhöhten Missionierungsdrang der katholischen Kirche hindeuten. (JL)


 

Verzweifelter Appell König Haakons

Oslo(afp) Angesichts der drohenden Invasion in sein Heimatland sah sich der Souverän gezwungen, die Völker Europas um Hilfe und Schutz gegen den bevorstehenden Überfall zu bitten.

In einem öffentlich vorgetragenen und gleichzeitig an alle Regierungen Europas überstellten Aufruf, bat König Haakon um Unterstützung im Kampf gegen die brutale Übermacht des russischen Despoten, der mit seiner Nordmeerflotte nicht nur Norwegen bedrohe sondern das gesamte Baltikum sich zu unterwerfen trachte. Ihm sei durchaus bewußt, daß sein friedliebendes Volk der herannahenden Streitmacht nichts entgegenzusetzen habe, aber er erwarte, daß im Falle eines feigen Überfalls diese Usurpation nicht ungesühnt bleibe. Schnelle moralische Unterstützung erhielt Seine Majestät bereits durch die Könige von Schweden, Dänemark, Belgiens und der Niederlande und auch die Exilregierung Finnlands schickte eine Abordnung sowie Freiwilligenverbände nach Oslo. Die offiziellen Stellen der europäischen Großmächte hielten sich jedoch bisher unverantwortlicherweise zurück. Sollten die Edlen Europas so sehr zittern vor dem Russischen Bären? (SI)